ESRA ist das Psychosoziale Gesundheitszentrum und Partnerorganisation der IKG Wien.

Eröffnung des Denkmals ARCUS: Schatten eines Regenbogens

Anlässlich der gestrigen Eröffnung des Denkmals „ARCUS: Schatten eines Regenbogens“ erinnert und gedenkt ESRA an die Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit — für ein „Niemals wieder“. ESRA betreut Überlebende der NS-Verfolgung, die in Österreich leben oder aus Österreich stammen, unabhängig davon, ob sie aus politischen, religiösen, sexuellen, ethnischen oder anderen Gründen verfolgt wurden, sowie deren Nachkommen und Angehörige.

„Vizebürgermeister Wiederkehr und Kulturstadträtin Kaup-Hasler übergaben am 5. Juni 2023 das von Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz geschaffene Denkmal im Wiener Resselpark seiner Bestimmung: Homosexualität unter erwachsenen Personen war in Österreich von 1852 bis 1971 strafbar. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 erhöhte sich die Anzahl der als Homosexuelle verfolgten Männer und Frauen dramatisch, die Strafmaße stiegen deutlich. Die nationalsozialistischen Behörden kriminalisierten die Beschuldigten, verbrachten sie ins Gefängnis, in die Nervenklinik, den Operationssaal oder in Konzentrationslager. Allein aus Wien wurden mehr als hundert Männer in Konzentrationslager deportiert, weniger als ein Drittel der Verfolgten überlebte. Nach der Befreiung Österreichs wurde niemand von ihnen als Opfer des Nationalsozialismus anerkannt.

Das Denkmal formt den imaginären Schatten eines Regenbogens auf einem schwaneneiförmigen Grund. In der Natur ist der Regenbogen eine komplexe Erscheinung – kraftvoll und fragil zugleich. Er erscheint nur, wenn ganz bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Der sechsfarbige Regenbogen ist heute international als Symbol der queeren Bewegung bekannt, aus deren Mitte heraus er in den 1970er-Jahren entstanden ist. Durch die Abwandlung der Farben in unterschiedlich schattierte Grautöne wird ein mehrdeutiges Bild geformt, das Trauer und Hoffnung vereint. Gesellschaftliche Gleichberechtigung und Akzeptanz sind auch heute noch keine Selbstverständlichkeit. Das Denkmal soll das Gedenken an die als Homosexuelle diskriminierten, verfolgten und ermordeten Menschen lebendig halten. Die Skulptur steht für eine solidarische Erinnerung – jetzt und in der Zukunft.

Das Projekt wird von der Stadt Wien und dem Nationalfonds der Republik Österreich unterstützt. Hannah M. Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus betont die Bedeutung zeitgemäßen Gedenkens aller Opfergruppen des Nationalsozialismus: „Homosexuelle sind eine Opfergruppe, die besonders spät als Opfer des Nationalsozialismus Berücksichtigung fand – erst das Nationalfondsgesetz brachte 1995 erstmals die generelle Anerkennung. Der Nationalfonds unterstützt Projekte wie dieses, weil es nicht nur an vergangenes Unrecht erinnert, sondern in der Gegenwart das Bewusstsein für die Verwundbarkeit gesellschaftlicher Gruppen wachhält – eine Verwundbarkeit, die uns oft erst zu spät bewusst wird.“

Hannes Sulzenbacher, Co-Leiter des Zentrums QWIEN-Zentrum für queere Geschichte und Jury-Vorsitzender: „Die Errichtung des Denkmals im Resselpark ist ein Meilenstein der österreichischen Erinnerungskultur, wird hier doch einer der letzten, jahrzehntelang verschwiegenen Opfergruppe gedacht. Erst 2005, als wohl niemand der verfolgten Männer und Frauen mehr lebte, wurden sie in das Opferfürsorgegesetz aufgenommen. Ebenfalls im Jahr 2005 startete die Gemeinde Wien den Prozess zur Errichtung eines Denkmals zu ihrem Gedenken, das nun einen würdigen Abschluss findet.“

„Fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs – wird ‚ARCUS (Schatten eines Regenbogens)‘ enthüllt, das Denkmal zur solidarischen Erinnerung an die durch die Nazis als Homosexuelle verfolgten und ermordeten Menschen. SIE sollen heute gewürdigt werden und im Mittelpunkt stehen. Deshalb halten wir uns als Künstlerisches Team bewusst zurück“, so Sarah Ortmeyer und Karl Kolbitz.

“Dank der Zusammenarbeit der Stadt Wien mit der queeren Community, aber auch der Kunst- und der Gedenk-Community ist es gelungen, diesen langen Entstehungsprozess heute zu einem so überzeugenden und international Maßstäbe setzenden Ergebnis zu bringen. Mit diesem permanenten Kunstwerk wird die Erinnerung an die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus im öffentlichen Raum manifestiert und die Menschen aufgefordert, sich mit Homophobie und Diskriminierung auseinanderzusetzen und sich dem entgegenzustellen“, so die beiden Auslober*innen des Wettbewerbs, KÖR-Geschäftsführerin Martina Taig und WASt-Leiter Wolfgang Wilhelm.

Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl: „Die Errichtung des Denkmals für Opfer der Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit ist ein wichtiger Schritt. Es rückt die Erinnerung an die Verfolgung von Männern und Frauen als Homosexuelle während der Zeit des Nationalsozialismus in den Fokus, erinnert aber auch daran, dass Homosexualität noch bis 1971 strafbar war und es leider noch heute zu Diskriminierungserfahrungen kommt. Deshalb ist es umso wichtiger, sich für Akzeptanz und Vielfalt einzusetzen und Homophobie entschieden entgegenzutreten.““

Text: WASt – Wiener Antidiskriminierungsstelle für LGBTIQ-Angelegenheiten

Links: https://www.nationalfonds.org/meldung/eroeffnung-des-denkmals-fuer-die-im-nationalsozialismus-verfolgten-homosexuellen, https://www.wien.gv.at/menschen/queer/wettbewerb-denkmal/index.html

Foto: PID/Füthner

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