ESRA ist das Psychosoziale Gesundheitszentrum und Partnerorganisation der IKG Wien.

Dr. Verena Halb, Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie in ESRA, zum Thema Somatoforme Störungen

Somatoforme Störungen (früher auch psychosomatische Störungen genannt) sind eine sehr häufige Diagnose in der Kinder- und Jugendmedizin und können für Betroffene und ihre Familien eine hohe Belastung und Herausforderung darstellen. 

Es handelt sich hierbei um körperliche Beschwerden, die nicht durch eine Verletzung, Entzündung, Infektion oder andere körperliche Geschehen hervorgerufen und erklärt werden können. Die Symptomatik kann unterschiedliche Regionen des Körpers betreffen und in ihrer Ausprägung sehr vielseitig sein. Rücken-, Bauch- und Kopfschmerzen sind neben Schwindel, Kreislaufproblemen und Hautausschlägen sehr häufige Beschwerden.

Um die Diagnose einer somatoformen Störung stellen zu können, ist es wichtig, körperliche Ursachen für die Beschwerden, im Vorfeld auszuschließen. Wenn dies erfolgt ist, kann ein Einlassen auf psychotherapeutische Hilfe gut gelingen und erfolgreich umgesetzt werden.

Für ein besseres Verständnis ist es wichtig zu wissen, dass sich somatoforme Beschwerden genauso anfühlen und im Gehirn abbilden wie körperlich begründete Symptome. Das heißt, die Patienten bilden sich den Schmerz, Schwindel oder andere somatoforme Symptome nicht ein. Die Ursache ist nur leider nicht durch Bildgebung, wie z.B. Röntgen oder MRT, Laborparameter oder andere Messinstrumente darstellbar. Das führt oft dazu, dass Symptome nicht ernst genommen werden und Patienten lange leiden, bevor sie die richtige Behandlung erhalten.

Aus diesem Grund geschieht es sehr häufig, dass somatoforme Beschwerden, besonders somatoforme Schmerzen, chronifizieren und jahrelang große Einschränkungen und Leiden bei den Patienten verursachen. Umso wichtiger ist es, die Diagnose bereits im Kindes- und Jugendalter richtig zu stellen und zu behandeln, um einen langjährigen negativen Verlauf zu verhindern. Wird somatoformer Schmerz nicht adäquat behandelt, bildet sich im Gehirn ein sog. „Schmerzgedächtnis“ aus. Das heißt, dass die Toleranz für Schmerz sinkt und der Schmerz immer stärker und schon bei kleinster Irritation wahrgenommen wird.

Im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung werden Lebensumstände, belastende Ereignisse, innere Konflikte, Stressoren, Sorgen, Wünsche und vieles mehr besprochen. Patienten lernen sich im Rahmen einer Therapie selbst besser kennen und verstehen und gemeinsam mit der TherapeutIn können neue Strategien oder auch Problemlösungen erarbeitet werden. Oft sind es unbewusste Mechanismen, die in der Therapie zu Tage gefördert und verstanden werden müssen, um die Symptomatik erfolgreich zu behandeln. Mit Kindern geschieht das immer in enger Zusammenarbeit mit ihren Eltern bzw. engsten Bezugspersonen. Die therapeutischen Methoden sind dabei sehr vielfältig und reichen je nach Alter und Entwicklungsstand von verhaltenstherapeutischen Ansätzen, Kunsttherapie, Spieltherapie oder auch Gesprächstherapie bis hin zu Psychodrama und vielem mehr.

Bei Schmerzen gilt es vor allem auch den richtigen Umgang mit den Beschwerden zu lernen. So ist es bei chronischen Schmerzen, ganz anders als beim akuten (z.B. durch Verletzung hervorgerufenen) Schmerz, wichtig, aktiv zu bleiben. Schonung, lange Krankschreibungen und dauerhafte Medikation sind keine erfolgsversprechenden Lösungen.

Sollten Sie selbst, oder jemand in Ihrem Umfeld unter derartigen Beschwerden leiden, wenden Sie sich gerne an ESRA. Wir bieten Hilfe in einem multiprofessionellen Team und sind für Sie da.

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