ESRA ist das Psychosoziale Gesundheitszentrum und Partnerorganisation der IKG Wien.

Mag. Marcela Hricova, Teamleiterin des ESRA-Psychologie-Teams, zu ADHS bei Kindern und Jugendlichen

Die Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung (ADHS) gilt in den letzten Jahren als häufigste Ursache von Verhaltensstörungen und schulischen Leistungsproblemen im Kindes- und Jugendalter. Obwohl die Verhaltensweisen dieser Störung bereits im vorletzten Jahrhundert vom Frankfurter Arzt Heinrich Hoffmann im berühmten „Struwwelpeter“ dargestellt wurden, wird dieses Störungsbild erst seit den 1990-er Jahren intensiv erforscht. Es ist wichtig, solche Störungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, da sie die Entwicklung eines Kindes, seine Erziehung, sein schulisches Lernen sowie sein Sozialverhalten beeinträchtigen können.

Das Erscheinungsbild von ADHS ist vor allem durch drei Merkmale gezeichnet: Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität und Impulsivität. Diese Kinder haben Schwierigkeiten, Aufmerksamkeit und Konzentration bei einer Sache zu halten, sie sind schnell ablenkbar, wechseln häufig ihre Aktivität und brechen Aufgaben vorzeitig ab. Diese Kinder neigen zu plötzlichem und unüberlegtem Handeln, können nicht abwarten und ihre Bedürfnisse aufschieben. Besonders mit Schuleintritt fallen sie auch durch erhöhte motorische Unruhe auf. Sie äußert sich z.B. dadurch, dass sie dauernd aufstehen und herumgehen. Im Sitzen schaukeln oder rutschen sie hin und her. Sie wirken generell ruhelos, getrieben und sind ständig in Bewegung. Trotz der erhöhten motorischen Aktivität zeigen sie sich oft bewegungsungeschickt. Es fällt ihnen schwer, sich an Regeln und vorgegebene Strukturen zu halten. Dieses Verhalten führt nicht selten zu Begleit- und Folgeproblemen, Erziehungsschwierigkeiten sowie sozialen und emotionalen Problemen. Zusätzlich sind ihre Lernleistungen meistens beeinträchtigt.

Um die Diagnose zu stellen, sollte die Symptomatik 6 Monate andauern und situationsübergreifend sein, d.h. die Symptome müssen mindestens in zwei Lebensbereichen (z.B. Familie und Kindergarten/Schule) vorkommen. Zudem sollte die Symptomatik bereits vor dem 6. Lebensjahr beobachtet worden.

Jungen sind etwa 4-mal häufiger betroffen als Mädchen. Vermutlich wird die Diagnose bei Mädchen oft übersehen. Lange galt die Diagnose als reine Kinderkrankheit. Mittlerweise ist jedoch erforscht, dass sich die Symptome bei betroffenen Kindern bis ins Erwachsenenalter fortsetzen können.

Die Annahme, die früher herrschte, dass ADHS mit Erziehungsfehlern entsteht, ist heutzutage überlaufen. Die neuesten Forschungsergebnisse belegen, dass ADHS eine neurobiologische Funktionsstörung ist, der eine Unterfunktion von Dopamin zugrunde zu liegen scheint. Genetische Faktoren spielen eine große Rolle bei diesem Störungsbild. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen den genetischen Grundlagen und der tatsächlichen Störungsmanifestation komplex. Auch psychosoziale Umweltfaktoren, familiär-soziale Faktoren beeinflussen die Entstehung von ADHS erheblich. Risikofaktoren sind z.B. Rauchen sowie Alkoholkonsum der Mutter in der Schwangerschaft, extrem niedriges Geburtsgewicht, Gewalt in der Familie, inadäquater Erziehungsstil, psychische Erkrankung der Eltern.

ADHS tritt häufig gemeinsam mit anderen Problemen und Störungen auf, wie z.B. Störungen des Sozialverhaltens und Entwicklungsstörungen (motorische- oder sprachliche Entwicklungsverzögerung, Lese-Rechtschreibschwäche, Dyskalkulie). Es können aber auch Depressionen und Angststörungen begleitend auftreten. Da ADHS viele Komorbiditäten mit anderen psychischen Störungen aufweist, sollte die Diagnostik sehr genau und ausführlich durchgeführt werden.

ESRA bietet eine umfassende fachärztliche und psychologische Abklärung an. Behandelt wird ADHS mittels Elternberatung sowie Psychotherapie, psychologischer Behandlung sowie Gruppentraining für Kinder und/oder medikamentöse Therapie.

Das ESRA-Kinder- und Jugendteam berät Sie gerne (für Sie gratis)! Rufen Sie uns an und vereinbaren einen Termin: +43 (0)1 2149014, office@esra.at, www.esra.at

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